Naturnaher Waldbau

Die Waldbauern im Lamer Winkel führen die Tradition ihrer Vorfahren weiter, indem sie auf einen naturnahen Waldbau und damit eine nachhaltige, schonende und verantwortungsvolle Bewirtschaftung ihrer Hochlagenwälder setzen. Dazu gehört die Plenterung mit einzelstammweiser Nutzung und Naturverjüngung. Nur so wächst qualitativ hochwertiges Hochlagenholz mit feinem Jahrringaufbau.

Plenterwälder – ökologische Bewirtschaftung

Beim Plenterwald handelt es sich um eine Form des Hochwaldes. Das ist ein Wald, in dem Bäume bis ins hohe Alter heranwachsen und damit Höhen von über 40 Metern erreichen. Es ist ein dauerhafter Mischwald, in dem Bäume in unterschiedlichsten Generationen Entwicklungsstufen vertreten sind. Durch einzelstammweise Nutzung und ständige Naturverjüngung wird dies garantiert. So behält er, im Gegensatz zum klassischen Wirtschaftswald, seinen urwaldähnlichen Charakter, ein Zeugnis der Beständigkeit.

Mischwald – Stabilität durch Artenvielfalt

Ganz anders als in den Fichtenmonokulturen, deren Anbau in den 60er Jahren im Trend war, finden sich im Plenterwald viele unterschiedliche Baumarten. Fichte, Tanne und Buche sind das eingespielte Trio der Wälder im Lamer Winkel, Nebenbaumarten wie Esche oder Lärche ergänzen die Mischung. Der Mischwald mit seiner Baumartenvielfalt behauptet sich als ein besonders klimastabiles Ökosystem, das Wind, Trockenheit und Schädlingen trotzt. Schließlich helfen alle zusammen: Wasser wird durch verschiedene Wurzeltypen aus allen Bodenetagen bezogen, lichtliebende Bäume spenden anderen Schatten und dem fichtenbefallenden Borkenkäfer wird der Weg erschwert.

Feinjährigkeit durch langsames Wachstum

Weil in den Plenterwäldern Bäume verschiedener Alter und Höhen stehen, konkurrieren sie um Sonnenlicht. Die jüngeren Pflanzen stehen im Schatten alter Bäume. Durch das geringe Lichtangebot wachsen sie in jungen Jahren sehr langsam. Auch die rauen Hochlagen bis zu 1300 m ü. NN. fördern das ruhige und langsame Wachstum. Als Konsequenz erhalten die Bäume einen feinen Jahrringaufbau mit filigraner Struktur. Auf diese Weise wird das Holz widerstandsfähiger, dauerhafter und bruchsicherer. Darüber hinaus schwindet es weniger, d. h. es zieht sich nicht so stark zusammen. So entstehen weniger und kleinere Risse als bei Holz mit dickeren Jahresringen.

Das begrenzte Lichtangebot sorgt außerdem für eine natürliche Astreinigung. Während der Baum bei der Konkurrenz ums Sonnenlicht in die Höhe wächst, sterben die unteren Äste laufend ab. Das steigert langfristig die Holzqualität. Man spricht dann von Wertholz ohne „Binken“.

Einzelstammlese – gezielte Holzernte

Werden nur einzelne ausgewählte Bäume geerntet, so sprechen Fachleute von der Einzelstammlese oder einzelstammweisen Nutzung. Im Gegensatz zu großflächigen Abholzungen oder Kahlschlägen werden im Plenterwald nur die Bäume gefällt, die auch wirklich aus dem Wald herausgenommen werden sollen – weil sie krank sind, überaltert oder reif für die Verarbeitung. Der Rest des Waldes bleibt unberührt. Dadurch entsteht ein Mehrgenerationenwald, der langfristig erhalten bleibt und sich selbst regeneriert.

Winter- und Mondphasenfällung – Stabiles Holz zur richtigen Zeit

Der Holzverbund legt besonderen Wert auf die Winterfällung. Während der kalten Jahreszeit, also von Ende Oktober bis Anfang Januar, befindet sich der Baum in der sogenannten Saftruhe; seine biologischen Aktivitäten sind eingeschränkt. Damit ist er zur Ruhe gekommen, sein Stamm enthält weniger Wasser. Demzufolge muss dem wintergefällten Stamm weniger Wasser entzogen werden, um eine Verbautrockenheit zu erreichen: Es schwindet weniger. In den letzten Tagen des abnehmenden Mondes treten diese Effekte noch verstärkter auf.

Die Waldbauern im Lamer Winkel setzen auf die natürliche Regenerationsfähigkeit des Waldes. Samen aus der Umgebung, die entweder von umstehenden Bäumen heruntergefallen, vom Wind herbeigeweht oder von Tieren herangetragen wurden, sorgen für die Entwicklung junger Bäume. Deshalb befindet sich im Plenterwald eine Großzahl an jungen Pflanzen. Diese Vielzahl führt zu einer starken Konkurrenz. Demzufolge bleiben idealerweise nur diejenigen Bäume übrig, die kräftig, gesund und vital heranwachsen. Das sind die, die am besten an den Boden, das Klima und das Relief angepasst sind. Also die, die naturgemäß an genau diesen Standort hingehören.

Oftmals muss der Waldbauer nachhelfen, um das Wachstum standortangepasster Baumarten zu fördern. Durch einzelne Fällungen schafft er Flecken, an denen Jungbäume genügend Licht und Raum haben, sich auszubreiten.

Naturverjüngung – der Wald als Mehrgenerationensystem

Vorteile – was der naturnahe Waldbau bringt

Die Plenterwälder im Lamer Winkel bieten eine Alternative zur konventionellen Waldbewirtschaftung. Der Waldbauer lebt nicht neben dem Wald, er lebt mit ihm. Der Plenterwald als leistungsfähiger und stabiler Wald schenkt uns die Möglichkeit, Holz als Baustoff und Energieträger herauszunehmen, sich in die Ruhe der Natur zurückzuziehen und frische Luft zu tanken. Im Gegenzug sorgt sich der Mensch um ihn und sein Wohl – durch nachhaltige Nutzung und Wertschätzung. Schließlich soll für zukünftige Generationen etwas erhalten bleiben: eine gesunde Natur mit vitalen Wäldern.