Rund ums Holz und Lohberg

Bis zum Kleinen Arbersee am Fuße des Großen Arbers führt uns diese Rundwanderung ‚Rund ums Holz‘. Auf einer etwas anspruchsvolleren Wanderung durch die Dorfmitte Lohbergs über die Einöden Oberhaiderberg, Eben und Mooshütte hin zum Kl. Arbersee und durch den Ortsteil Sommerau wieder zurück lernen wir die unterschiedlichsten Facetten von Holz seiner Verwendung kennen.

Dorfstadl

Ende 2018 wurde der Dorfstadl als Veranstaltungshalle eröffnet. Seitdem wird er für Tagungen und Vorträge, für Hochzeiten, Bälle und andere Feierlichkeiten genutzt und gilt nun als Treffpunkt für Vereine und Bürger aus dem Lohberger Umkreis. Die Entscheidung für das Baumaterial Holz begründet der Gemeinderat so: "Holz ist unser heimischer Rohstoff, der mit kurzen Transportwegen und einer guten Klimabilanz punkten kann. Obendrein ist es wunderschön."

Eine finnische Studie zeigt, dass Holzmaterialien menschliche Gefühle und Stimmungen positiv beeinflussen können. Probanden, die sich in einem holzverkleideten und mit Holzmaterialien ausgestatteten Raum befanden, zeigten weniger negative Emotionen und waren energiegeladener und aktiver als jene, die sich in einem Kunststoffraum befanden.

(Studie im Rahmen des W4G Wood for Good research project)

Ebenbauer

Familie Vogl, die Ebenbauern, sind seit 1715 auf dem Ebenhof ansässig.

Für die Forstwirte Martin Vogl und Vater Hans bedeutet die Arbeit im Holz mehr als bloß ihre Existenzsicherung. Der Wald ist ihr Hobby, ihre Leidenschaft, ihr Lebensinhalt. Das war schon immer so, „man kennt’s gar nicht anders.“ Weder im Winter, wenn die Natur ruht und mit ihr die Forstwirtschaft, noch im Sommer, wenn sogar sieben Werktage pro Woche nicht ausreichen, um fertig zu werden, empfinden die beiden ihre Tätigkeit als Last. Freilich tragen sie, vor allem in Anbetracht der herausragenden Größe ihres Grundstücks, eine enorme Verantwortung, der sie gerecht werden müssen und die sich nicht so einfach ablegen lässt wie ein 9-to-5-Job durch Kündigung. Nichtsdestotrotz begreifen sie es als Privileg, sich die Arbeit selbst einteilen zu können und sich am Wachsen und Gedeihen ihres Waldes zu erfreuen.

Hochsitz

Auf dem folgenden Streckenabschnitt lassen sich vereinzelt ein paar Jägerhochsitze am Wegesrand finden.

Für den Bau eines solchen Hochsitzes werden aufgrund von vergleichsweise niedrigen Kosten und kleinem Gewicht Nadelhölzer verwendet, überwiegend Fichte. Dabei ist darauf zu achten, lediglich gesunde und entrindete Stämme zu verwenden, die im Winter gefällt und geschält wurden. Denn bei Holz, das im Sommer geschlagen wurde, entstehen durch die schnellere Trocknung oft starke Risse. Diese stellen einen hervorragenden Nährboden für Holzpilze fest, welche zum Fäulnisprozess beitragen. Natürlich gewachsene Rundhölzer werden bevorzugt, weil sie im Gegensatz zu Schnittholz wie Latten oder Kanthölzern eine geringere Festigkeit aufweisen.

Die Eckpfosten des Bockgerüsts können konisch (wie hier) oder senkrecht aufgestellt sein. Ihre Standsicherheit wird durch Bodenkanker oder Fundamentpfähle gewährleistet, die einen direkten Kontakt zwischen Holzgerüst und Boden verhindern und damit den Fäulungsprozess verlangsamen.

Überdachte Hochsitze und deren Leitern zum Anstieg sind ca. 12 Jahre im Einsatz, ohne Dach nur ca. 6 Jahre. Oftmals kann die Lebensdauer beispielsweise durch Einkürzen der Eckpfosten verlängert werden.

Hofbai

Seit 1809 ist das „Hofbäu“ im Besitz der Familie Mühlbauer. Das jetzige Bauernhaus wurde 1886 von Georg Mühlbauer neu gebaut. In den 1980ern kümmerte sich Hans Mühlbauer um die heutige Holzverkleidung. Zwei Winter lang spaltete er mit der Hand 30.000 Fichtenschindeln, ließ sie am Dachboden trocknen, bevor er sie in Farbe tauchte, noch einmal trocknete und mit Nägeln befestigte.
Die Tradition Hausverkleidung aus Schindeln fand ihren Ursprung bereits vor mehreren tausenden Jahren in der Jungsteinzeit, wie archäologische Funde zeigen. Damals wurden Unterkünfte mit Baumrinde isoliert. Die Schindeln sollten dabei nicht etwa mit ihrer feinen Ästhetik für Zierde sorgen. Vielmehr hatten sie eine Wetterschutzfunktion, sodass durch die schuppenartige Anrichtung kein Wasser durch das Dach in den Innenraum des Hauses dringen konnte. Das Material Holz mit seinen hydroskopischen Eigenschaften bietet dafür perfekte Voraussetzungen, denn es saugt bei Feuchte Wasser auf, das es bei Trockenheit wieder langsam abgibt.
Heute bewohnt Roswitha Mühlbauer das Hofbäuhaus, Hans Mühlbauer jun. bewirtschaftet den zugehörigen Wald.

Inhaus

Vor rund 300 Jahren wurde an diesem Südhang ein Inhaus gebaut, das zum Woferlhannes-Hof gehörte. Dort hatten vier Familien ihre eigene Wohneinheit mit Wohnstube, in dem sich um den Ofen das häusliche Leben abspielte, sowie Kammern, in denen geschlafen wurde, und einem Kellerraum.

Als Inhaus bezeichnet man im Bayerischen Wald ein Gebäude, das entweder als Austragshaus, also Wohnort für die Generation im Ruhestand, oder aber als Mietshaus genutzt wurde. In letzterem lebten die Inwohner oder Inleute, sozusagen die bäuerliche Unterschicht. Als Gegenleistung für eine geringe oder sogar kostenlose Miete arbeiteten sie als Mägde und Knechte am Bauernhof.

Seit 1997 steht das denkmalgeschützte Haus leer.

Schusterhaus

Im Jahr 1898 kaufte der Großvater des jetzigen Besitzers Hans Jilek, seinerzeit Schuster, das bereits 1827 erbaute Waldlerhaus. Dort lebte er teils mit 16 bis 18 Leuten zusammen. Hans Jilek wuchs in diesem Holzhaus auf und verließ es 1965 als er berufsbedingt Richtung München zog. 1994 erbte er das Holzhaus und begann mit der Sanierung und Renovierung. Hierbei musste er sowohl dem Denkmalschutz als auch dem Anspruch, ein modernes Leben darin führen zu können, gerecht werden. Das erforderte schwierige und teure Arbeiten, die über sechs Jahre andauerten: Balken mussten abgeschliffen, der Boden um 0,75 m ausgehoben, das Dach erneuert und isoliert werden. 2000 war das Haus fertig. Jetzt fehlt nur noch der Zaun. Seit 2016 lebt Hans Jilek hier mit seiner Frau.

Schwarzauerhaus

Das Schwarzauer Haus stammt aus dem Jahre 1827 und wurde in der für Waldlerhäuser typischen Holzblockbauweise errichtet. Dabei wurden Holzstämme horizontal übereinandergeschichtet und im Nut- und Federsystem, also durch Steckverbindungen, verbunden.

Seit 2001 fungiert es als Kunstgalerie von Walter Just. Außerdem wird die Bauernstube für Eheschließungen genutzt.

Ein Ehepaar entschied sich dafür, ihre Trauung dort stattfinden zu lassen, weil es dort genauso sei wie bei ihnen daheim. Beide kommen aus kleinen Landwirtschaftsbetrieben und fühlten sich in einer so niedrigen Stube wohl. Für sie entstehe gerade dann die gemütliche und intime Atmosphäre, wenn der kleine Raum voller Menschen ist. Aber das Schwarzauer Haus ist nicht nur wie daheim, für die beiden ist es daheim. Hier konnten sie aufgrund der Lage inmitten Lohbergs einen traditionellen Brautzug veranstalten, bei dem sie mit Musik und dem gesamten Brautgefolge ins Wirtshaus zogen.

Totenbretter

In der Zeit, in der es noch keine Leichenhäuser gab, wickelte man den Verstorbenen in ein Leinentuch und legte ihn auf ein Holzbrett, das man in der Wohnstube auf zwei Stühlen oder einer Bank platzierte. Hatte man den Leichnam dann zum Friedhof gebracht, so ließ man ihn entweder mitsamt dem Brett in die Grube sinken oder schob ihn schräg in das Grab hinein. (Daher stammt übrigens der Ausdruck "Brettlrutschen" als Synonym für das Sterben, den man heute eher mit der Bedeutung "Skifahren" verwendet.). Beförderte man das Brett nicht mit in das Grab, so wurde es entweder verbrannt, noch für weitere Totenaufbahrungen verwendet oder aber mit drei Kreuzen verziert und aufgestellt. Daraus entwickelte sich der Brauch der Totenbretter. Ursprünglich glaubte man, der Verstorbene würde erst dann aus dem Fegefeuer entlassen, wenn sein Totenbrett verwittert war. Heute werden die Bretter, wie sie hier zu sehen sind, mit Bemalungen und Schnitzereien aufwendig gestaltet. An den meisten Totenbrettgruppen findet jährlich eine Andacht statt, bei der man der Verstorbenen gedenkt

Unterstandshütte

1998 stellte „Wonga Hans“ diese Hütte als eine von vielen im Lamer Winkel auf. Einfach so, weil er Zimmerer war, Lust hatte und Familie Seidl am Oberhaiderberg einen Platz dafür fand. Die Bauweise des Wetterdachs erinnert an die Unterstandshütten von Holzarbeitern.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein, als die Arbeiter weder auf Traktoren noch auf Unimogs Zugriff hatten, waren die Wegstrecken der Holzhauer und Bergleute hin zu ihren Arbeitsstellen in den Bergen meist sehr lang, anstrengend und erforderten einige Stunden Zeit für den Aufstieg. Um nicht zu viel Zeit und Kraft zu verlieren, errichteten sich die Arbeiter einfache Hütten aus Schwachholz, gemeint sind dünne Stämme, mit einer Bedeckung aus großen Baumrindenteilen, sogenannten Lohen. Dabei gab es verschiedene Formen solcher Hütten. Manche waren A-förmig aufgebaute Stämmchen, andere wirkten schon eher wie ein Haus. Die Unterstände boten den Arbeitern einen Schlafplatz von Montag bis Samstag und schützten sie vor Unwettern.

Heute wird die Hütte von den Oberhaiderbergern zum Grillen genutzt.

Zackermühle

Die Zackermühle wurde 1580 als kleines Häuschen auf der anderen Seite des Weißen Regens im Herzoglichen Scharwerksbuch erstmals erwähnt. In einem Scharwerksbuch werden Frondienste, also Dienste, die für einen Herrn geleistet werden müssen, dokumentiert. Bei der Zackermühle ging es um Martin Sailer, der 1584 das Stockrecht in Summeraw (heute Sommerau) hatte. Er war also zum Holzeinschlag im Wald berechtigt und musste dafür Abgaben leisten. Erst 1665 wurde Adam Penz als erster Müller der Getreidemühle aufgeführt, auch wenn die Anfänge der von Wasserkraft betriebene Mühle schon weiter zurück liegen. Er verkaufte das Anwesen an Adam Vogl, fortan blieb es in seinerFamilie. 1920 hörten die Besitzer auf, Getreide zu mahlen und nutzten die Wasserkraft nun für die Sägemühle, um Rundholz zu verarbeiten. 1950 fand auch das Sägewerk aus unerfindlichen Gründen sein Ende. Heute bewohnen die Nachfolger jenes Besitzers das denkmalgeschützte Haus. Die Räume, in denen damals die Mahlvorgänge und Arbeiten stattfanden, sind nicht mehr betretbar.