Rund ums Holz und

Lam und Lohberg

Auf dem Rundwanderweg Rund ums Holz Lam-Lohberg kommen die unterschiedlichsten Gesichter von Holz und seinen Einsatzmöglichkeiten zusammen: Holz als Grundlage für wirtschaftliche Güterproduktionen, Holz als Energieträger, Holz als Rohstoff zum kreativen Arbeiten. All das lernen wir auf dem Marsch durch die Dörfer Lam und Lohberg kennen.

Baumlager

Hier, genauso wie auf vielen anderen Wiesen im Lamer Winkel, stand früher ein dichter Wald. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Grund gerodet und kultiviert, d. h. der Wald umgeackert und in einigermaßen ebenerdige Wiesen verwandelt. Die verbliebene Wiese fand als Baumlager Anwendung. Das Baumlager nutzte man, wie der Name schon sagt, als Lagerstelle, denn nach Fällungen in den Hochlagen konnten die Waldarbeiter nicht alle Stämme auf einmal ins Tal transportieren, weil die Hänge zu steil waren. Also teilten sie die Ladung in kleinere Portionen auf und brachten diese nacheinander zur Lagerstelle. Von dort aus konnten sie die gelagerten Stämme auf einmal weitertransportieren.

Bienenhaus

1995 errichtete Peter Geiger an diesem Waldrand sein selbst gebautes Bienenhaus in Holzbauweise. In dem Holzhaus befinden sich seine Bienenstöcke mit über einer Million Bienen.

In den bewohnten Holzkasten, auch Bienenbeute genannt, hängt der Imker Holzrähmchen ein, die er mit Mittelwänden versieht. So können die Bienen das Rähmchen unter Verwendung von Bienenwachs zu Waben ausbauen. Geiger verwendet dafür Rähmchen im Zandermaß. Diese sind für die Carnica Biene – eine kleine Biene, die im Bayerischen Wald heimisch ist – besonders gut geeignet.

In der unteren Zarge, d. h. Ebene des Bienenkastens befindet sich das Volk mitsamt Bienenkönigin und Brut. Dieser Brutraum wird durch ein Absperrgitter vom Honigraum getrennt, sodass sich die Bienenkönigin nicht nach oben verirren und Eier in die Honigwaben ablegen kann. Dadurch gelangen keine Eier oder Larven in den Honig.

Heros

Im 16. Jhd. stand hier die Riedermühle, eine Getreide- und Sägemühle. Nach mehreren Besitzerwechseln gründete Johann Wahl 1866 eine Zündholzfabrik. Hier wurden Überallzünder hergestellt, die sich ohne besondere Reibefläche entzünden ließen. Weil ab 1903 nur noch Sicherheitszündhölzer, also solche, die zur Entzündung eine Reibefläche benötigen, erlaubt waren, stellte Familie Roßberg die Produktion ein. Von nun an produzierte Carl Roßberg, mittlerweile alleiniger Inhaber des Unternehmens, Holzspielwaren wie Dominosteine und Holzbauklötze. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden Soldatenspinde, Hocker für Kasernen, Bollerwägen und Abzeichen für Sammlungen des Winterhilfswerkes produziert. In den 1950ern nahm man die Spielwarenproduktion wieder auf, nach und nach vergrößerte sich die Firma. Fortan wurden die Holzspielzeuge unter dem Markennamen HEROS – was für die Initialen von Hermann Roßberg (Sohn von Carl Roßberg) steht - international verkauft. Seit 2010 gehört die Firma zur SIMBA DICKIE GROUP. Heute werden 50 Prozent der Spielwaren für die Marke EICHHORN hergestellt, die anderen 50 Prozent der Produktion füllt ein breites Sortiment an verschiedenstem Spielezubehör für Brettspielhersteller. Hält man beim Spielen einen Holzwürfel in der Hand, so kann man in 80 von 100 Fällen davon ausgehen, dass jener Würfel hier in den HEROS-Produktionshallen gefertigt wurde. 

Himmelreich Chalets

Im Jahr 2020 fand die Eröffnung der beiden Himmelreich Chalets statt.

Eines davon wurde aus wintergefälltem Tannen-Mondphasenholz gebaut. Die Winterfällung findet in der Zeit zwischen Oktober und Januar statt, wenn sich das Holz in der Saftruhe befindet. Es zeichnet sich durch seine hohe Dauerhaftigkeit aus, d. h. es ist gegenüber Pilzen und anderen holzzerstörenden Organismen sehr widerstandsfähig. Die Mondphasenfällung wird bei abnehmendem Mond durchgeführt. Dem Mondphasenholz wird nachgesagt, dichter und druckfester zu sein. Es verhält sich ruhiger und bildet weniger Risse als herkömmliches Holz.

Das zweite Haus wurde aus Fichten konstruiert und besteht aus reinem Borkenkäferholz. Mit dem Mythos, dass das Holz käferbefallener Bäume von minderer Qualität sei, wird hier aufgeräumt.

Geerntet wurden die Hölzer, die übrigens auch bei der Innenausstattung und der Sauna Verwendung fanden, im eigenen nachhaltig bewirtschafteten Wald der Familie Koller.

Die Chalets zeigen, was Holz kann, wenn man die individuellen Möglichkeiten jedes Baumes erkennt und sich traut, etablierte Arbeitsweisen zu verlassen.

Kittilsäge

In den 1870er Jahren entstand hier die Kittilsäge: Sägewerk und Spielzeugfabrik. Nachdem sie Anfang der 1930er abgebrannt war, wurde sie wieder aufgebaut und weiter betrieben. 1939 musste der damalige Besitzer Herr Kithil aufgrund seines jüdischen Glaubens den Ort verlassen. Franz Brandl, Heimkehrer aus einem langjährigen Aufenthalt in Amerika, kaufte ihm die Fabrik ab. Nun produzierten hier bis zu 150 Arbeiter Obstkisten („Schwammerkerbala“). Die kleinen Holzbehältnisse wurden mit einem Lastwagen zum Bahnhof Lam gebracht. Dort wurden sie in Güterwaggons umgeladen, sodass die Körbchen ihren Weg heraus aus dem Lamer Winkel und hinein in den internationalen Obsthandel fanden.
1981 ging es mit der Fabrik zu Ende, das letzte Bauholz verließ das Sägewerk. Hoch verschuldet wurde es 1997 versteigert. Seitdem ist die Kittilsäge im Besitz von Max Aschenbrenner.

Holzschnitzerei Kollross

Nachdem Otto Kollross 1947 den Beruf des Holzbildhauers in der hiesigen Schnitzerwerkstatt von Konrad Lackerbeck erlernt hatte, eröffnete er im Jahr 1968 seine eigene Holzschnitzerei. Sie befindet sich mittlerweile in der Hand seines Sohnes Guido. Guido schnitzt, so wie sein Vater früher, kirchliche Figuren, also Kreuze, Madonnen und Heilige. Am liebsten aber sind ihm Waldlerfiguren, an denen er in seiner Lehrzeit das Schnitzen übte. Sie präsentieren Personen bei Arbeiten, die zum Alltag vieler Waldler gehörten – etwa eine Frau beim Heidelbeerpflücken oder einen Holzhauer, der seine Axt schwingt. Kollross benutzt dafür Lindenholz. Es hat eine gerade und feine Maserung, ist weich und elastisch und damit der ideale Rohstoff für Schnitzereien. Die Zahl der Aufträge für Figuren wird immer kleiner, also schnitzt er seltener. Heute konzentriert sich seine Arbeit neben dem familiengeführten Spielwarengeschäft "Spielkiste" überwiegend auf die Reparatur von alten Figuren.  

Osserwärme

Schon in den 90er Jahren entstand mit dem Bau des Lamer Hallenbades Wolfgang Kollers Idee von einem Biomasseheizwerk, das regionale Hackschnitzel in Energie umwandeln sollte. Ganz nach dem Motto: „Das Geld bleibt in der Region.“

Doch zunächst musste er Widerstandsfähigkeit und Durchhaltevermögen beweisen, um von Politik und Energiekonzernen gestellte Hindernisse überwinden und schließlich 2006 mit dem Bau der Anlage beginnen zu können.

2009 wurde das Kraftwerk in Betrieb genommen. Seitdem ist die Osserwärme Lamer Winkel GmbH & Co. KG mit Wolfgang Koller als Geschäftsführer für die Beheizung von Hallenbad, Doppelturnhalle, einem benachbarten Bauernhof und bald auch der sanierten Schule zuständig. Damit werden jährlich ca. 250.000 Liter Heizöl eingespart. Ganz nebenbei erzeugt eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Biomasseheizwerks grünen Strom und die Gesellschafter werden mit einer ansprechenden Verzinsung belohnt. 

Schnitzerwirt

Matthias Seidl sen., auch Schnitzerwirt genannt, fühlt sich dem Holz verbunden. Er schätzt seine Weichheit, die es ihm erlaubt, Geplantes und Unvorhergesehenes daraus zu schaffen. Im Jahr 2003 nahm er seine Kettensäge in die Hand, doch diesmal nicht zum Bäume fällen , sondern zum Schnitzen. Ausgangsrohstoff bildet ein Rundstamm sowie eine Idee, ein Bild oder eine Skizze. Von dem Holzblock schneidet er all das weg, was eben nicht zur Figur gehört. Dabei muss es schnell gehen, er möchte in kürzester Zeit Ergebnisse sehen. Verschiedene Schwerter, also starre Schienen, über die die Kette geführt wird, ermöglichen es ihm, das frische Holz fein zu bearbeiten. Oft kommt es zu ungeplanten Verschnitten, die den Künstler zwingen, zu improvisieren – und ihn inspirieren. Nach dem Schnitzen wird die Figur mit dem Winkelschleifer und Schleifpapier fertiggestellt.

Schupfa

Die „Schupfa“ gibt es schon seit 1998. Der Vater, Josef Wurzer oder auch als „Wurzer Sepp“ bekannt, hat sie gebaut. Er kam vom Bau, machte daheim alles selber. Bei der „Schupfa“ hat ihm der Sohn geholfen. Früher war ein Traktor drinnen, deswegen hat er sie auch gebaut. Heute ist alles drinnen was man verstauen muss und nicht so dringend braucht.

Die „Schupfa“ ist eine Bezeichnung für Schuppen und dient der Aufbewahrung von landwirtschaftlichen Maschinen und anderen Fahrzeugen. Steht die „Schupfa“ auf einem nicht landwirtschaftlichen Anwesen einfach im Garten, wird sie oft als Abstellkammer verwendet. Die Scheune befindet sich üblicherweise auf einem landwirtschaftlichen Anwesen. In ihr werden landwirtschaftliche Erzeugnisse bzw. Futtermittel wie Heu, Stroh und Getreide aufbewahrt und landwirtschaftliche Arbeiten wie Dreschen vorgenommen. Im Lamer Winkel benutzt man dafür das Wort Stadl. Im Stall bzw. „Stoi“ werden Tiere gehalten.